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Zwischen Glücksgefühlen und Druck

Heute möchte ich euch mal einen kleinen Einblick über das "Drumherum" eines Neugeborenenshootings geben. 

 

"Wie lange wird das Shooting dauern, eine halbe Stunde/Stunde?" 

 

Leider stelle ich immer wieder fest, dass die meisten Kunden die solch ein Shooting gebucht haben, für dieses Thema nicht genug sensibilisiert sind. Obwohl ich Vorbereitungstipps (über Zeit, Ablauf, Kleidung, was man mitbringen muss uvm.) gebe, kommen einige mit dem Gedanken her, dass die Geschichte in einer Stunde erledigt ist und sie den nächsten Termin wahrnehmen können. So ist es aber definitiv nicht und ich möchte euch heute von meinem Ablauf, vom Kundentelefonat bis zur Bildübergabe erzählen, damit ihr vielleicht versteht, wieviel Arbeit solch ein Shooting mit sich bringt. 

 

Zunächst etwas zur Anmeldung eines solchen Shootings. Am besten ist es, wenn ihr euch schon mitten in der Schwangerschaft meldet. So ein Shooting sollte innerhalb der ersten 10 Lebenstage stattfinden und da ein Kind meist nicht genau zum geplanten ET auf die Welt kommt, sondern evtl. auch mal 2 Wochen zu früh, oder 5 Tage zu spät, kann man schlecht einen festen Termin vereinbaren. Ich gebe immer eine Eselsbrücke mit auf den Weg. Wenn ihr euch bei eurer Hebamme meldet, sagt doch auch bitte eurem Fotografen Bescheid. Keine große Erklärung, einfach "Das Baby ist da!" Diese Info reicht aus um innerhalb der nächsten 10 Tage nach einem freien Tag für das Shooting zu suchen und Terminvorschläge zu machen. Wenn sich alles beruhigt hat, können die Eltern sich noch mal mit mir in Verbindung setzen und sich für einen Termin entscheiden. 

Wenn ihr euch in der Schwangerschaft bei mir gemeldet habt, trage ich mir den ET in eine Monatsübersicht ein, d.h. es könnte um den geplanten ET 2 Wochen davor oder danach ein Shooting stattfinden. Eine vage Angabe, schlecht für uns Fotografen, die schließlich nebenbei noch andere, feste Buchungen haben. Hochzeiten, Babybauch, Portrait- oder Familienshootings finden schließlich nach fest eingeplanten Terminen statt. Wenn wir also z.B. zu viele Neugeborenenshootings annehmen, kann es sein, dass man ordentlich ins trudeln kommt, was die Terminvergabe betrifft. Manchmal kann es passieren, dass man leider erst am 12. oder 15. Tag einen Termin vergeben kann und das "kann" sich negativ auf das Shooting auswirken, muss aber nicht ;-) Natürlich sind Babyshootings eigentlich immer möglich, aber sie verändern sich zu Beginn wirklich rasend schnell und schließlich wollt ihr euer Kleines ja direkt am Anfang seines Lebens in tollen Erinnerungsfotos festhalten.  Für mich als Mutter mit zwei kleinen Kindern, die bis 14 Uhr in der Betreuung sind, gilt also die Regel, nicht mehr als 5-8 Neugeborene im Monat, da noch viele andere Termine stattfinden und ich natürlich gucken muss, wie ich das alles auch abarbeiten kann. 

Eltern die sich erst eine Woche vor dem ET melden, oder sogar erst wenn das Baby schon da ist, haben meistens kein Glück so kurzfristig einen Termin zu bekommen und das ist unglaublich schade. 

 

Ein Neugeborenenshooting sollte also innerhalb der ersten 10 Lebenstage stattfinden. Die kleinen, neuen Erdenbürger lassen sich in dieser Zeit noch am besten positionieren, da sie noch sehr viel schlafen und meist noch vor dem ersten Wachstumsschub sind. Danach kann es sein, dass sie sich schon wieder etwas verändert haben. Natürlich kann der erste Wachstumsschub auch schon früher oder später kommen, aber die Empfehlung ist innerhalb der ersten 10 Lebenstage. Wenn das Baby schließlich auf der Welt ist, meldet sich ein Elternteil und teilt mir die frohe Botschaft mit und ich mache meine Terminvorschläge. 

 

Am Tag des Shootings....

Nachdem ich ein paar Tage vor dem Shooting dann meine Vorbereitungstipps rausgeschickt habe und der Tag nun angebrochen ist, bereite ich mein Studio vor. Bestenfalls schon mit Angaben über Lieblingsfarben oder Stil (ob romantisch und kitschig oder eher ganz schlicht) gestalte ich 2-3 Sets, wo das Baby dann wunderschön in Szene gesetzt werden kann. Ich habe viele Hintergründe, sehr viele Props und Anzieh-Sets, die das Shooting zu etwas ganz besonderem werden lassen können. Evtl. lege ich Blumen, Schilder, oder andere niedliche Gegenstände dazu, die erwünscht sind. Alles eben nach Absprache. Das Studio wird vor jedem Shooting gesaugt und meist auch gewischt. Für das Baby lege ich auf der Wickelstation eine frische Wickelunterlage, Babyöl und Babybürste und einen Duftmüllbeutel bereit ;-) Für die Eltern gibt es natürlich Kaffee, Tee oder Kaltgetränke, die immer wieder aufgefüllt werden müssen. Natürlich muss ich auch immer das WC kontrollieren, bevor ich wieder neuen Besuch bekomme. Das Studio wird einen Tag vorher meist schon durch die Heizung warm geschaltet, zusätzlich arbeite ich den Tag aber noch mit Wärmelampe oder Heizlüfter, damit das Baby eine mollige Wärme vorfindet.

Nun kommen die Eltern meist am 6. oder 7. Lebenstag des Kindes zu mir und sind selbst noch mega aufgeregt, evtl. sogar unentspannt, die Muttis voller Hormone und Stimmungsschwankungen. Ist doch aber auch kein Wunder! Ist es das 1. Kind, ist schließlich alles neu und niemand ist als perfekte Mutter oder als perfekter Vater geboren. Kind und Eltern müssen sich aneinander gewöhnen und alles muss sich finden, ja meist klappt sogar noch nicht einmal das Stillen richtig. Ihr seht also, eine sehr sensible Zeit, in der die Eltern mit ihrem Kind schon zu mir (oder anderen Fotografen) kommen und ihr Kleines vertrauensvoll in unsere Hände geben. Ja ich hatte hier schon mit vielen, sehr emotionalen Situationen zu tun. Schreien die Babys, werden Eltern vielleicht unruhig und weinen, weil sie direkt denken das mit den Fotos klappt heute nicht mehr. Manchmal weinen die Muttis auch einfach los, weil ihr Baby so zauberhaft in Szene gesetzt wurde und dort liegt wie das schönste Wunder auf Erden. Auch einfach Müdigkeit und Erschöpfung kann ein Grund sein, warum Eltern leider genau an diesem Tag nicht die beste Laune mitbringen. Aber alles kein Problem, als Mutter von 2 Kindern bin ich bestens vorbereitet und auf alles gefasst :-)

 

Nach der Begrüßung und einer kurzen Erklärung über den Ablauf und der Sets beginnen wir meist mit der einfachsten Sache, dem Familienfoto, oder den Geschwisterfotos. Hier wird das Baby ja noch von den Eltern gehalten und gekuschelt und die kleinen Mäuse sind noch normal angezogen und warm umschlingt. Sind diese Fotos im Kasten und man hat sich für ein Set oder einen neuen Hintergrund entschieden, wird das Baby nun umgezogen. Da die Babys meist dann wach werden, kann es jetzt ein bisschen dauern, bis man weitermachen kann. Kuscheln, stillen, evtl. schuckeln erfordern eine gewisse Zeit und Geduld und Einfühlungsvermögen. Schließlich sollen die Eltern auch Ruhe bewahren und sich nicht unter Druck gesetzt fühlen, dass die Zeit um ist und der nächste Kunde kommt.  Nein im Gegenteil, solch ein Shooting dauert je nach gewünschtem Paket (über die Anzahl der Sets, ob reines Neugeborenenshooting oder auch mit Familien- und Geschwisterfotos, Bildanzahl, etc.) zwischen 2- und 4 Stunden, damit alles wirklich ganz entspannt und in Ruhe stattfinden kann. Ich habe bei einem Neugeborenenshooting keine weiteren Termine an diesem Tag und ich bitte auch die Kunden von weiteren Anschlussterminen abzusehen. 

Nun schläft das Baby wieder und es soll in ein Körbchen voller Märchenwolle oder anderer Korbfüller abgelichtet werden. Das Baby wird hier jetzt nicht einfach reingelegt und die Fotos werden schnell geknippst, nein, es erfordert Ruhe und Fingerspitzengefühl und auch eine Menge Geduld, bis man das Baby wie gewünscht und ganz wichtig: sicher!!! positioniert hat. Kleine Hände, der Kopf, die Füßchen, alles wird möglichst schön in Szene gesetzt. Hier könnte ich jetzt noch ganz viel erzählen, wie ich das Baby überhaupt sicher lagere, was ich dafür benutze, etc. aber das würde nun zu lange dauern...

Evtl. entscheiden sich Eltern zwischendurch auch noch mal um und das ganze Set muss umgebaut werden. Ich mache es gerne, denn die Kunden sollen ja schließlich mit einem guten Gefühl nach Hause gehen. Aber es dauert eben...Hintergrund tauschen, Fotoprop wieder herrichten, Wärme und Licht neu einstellen, evtl. auf das Baby warten, bis es ruhig ist und schläft, etc. 

 

Ist das Shooting gelaufen muss das Fotoatelier natürlich auch wieder aufgeräumt und für das nächste Shooting wieder vorbereitet werden! Evtl. müssen hier Sets oder Deckchen gewaschen werden, weil drauf gespuckt wurde, oder andere Malheurs passiert sind ;-)

Die Daten werden auf einem Server gesichert. Zweimal. Dann sortiere ich die Bilder zunächst aus, d.h. ich gucke, ob evtl. unscharfe Bilder dabei waren, o.ä. Dann erstelle ich mit einem bestimmten Programm eine Onlinegalerie, welche die Bilder dann zunächst unbearbeitet zeigt. Die Galerie wird so eingestellt, dass die Bilder nach Farben/Fähnchen ausgewählt werden können. Ich sehe das zeitgleich am PC und kann nach der Auswahl dann mit der Bearbeitung starten. Bearbeitung heißt: Ist das Licht überall gut gewesen, muss eine professionelle Hautretusche erfolgen, ist vielleicht ein Finger oder ein Arm vom Elternteil im Weg und muss retuschiert werden.  Die Bearbeitung von Neugeborenen nimmt viel Zeit in Anspruch, da die Neugeborenen meist noch sehr dünne Haut haben und man viele Äderchen durch die Haut sieht. Auch Pickelchen und kleine Hautfetzen an verschiedensten Stellen müssen evtl. entfernt oder etwas geschwächt werden. Schlaf an den Augen, Milchreste am Mundwinkel, Schüppchen an der Nase werden ausgebessert. Klar, man kann jetzt sagen, es gehört doch aber zu jedem Baby dazu, ich finde aber Pickel und Co. gehören eben nicht einfach so dazu und können ruhig ausgebessert werden und meistens sehen die "eingefrorenen Aufnahmen" eben ziemlich schlimm von der Haut her aus, was man so im normalen Alltag gar nicht so stark sieht. 

Die Bearbeitung eines Neugeborenenfotos dauert ca. 10-20 Minuten, je nach Auswahl der Bildanzahl und eventueller Extrawünsche kommen schon mal ein paar Stunden zusammen. Und es ist ja nicht so, dass man jeden Tag ausschließlich für die Bearbeitung eines Kundenshootings Zeit hat. Nein, es laufen am nächsten Tag ja auch schon wieder andere Shootings, oder man hat neue Emailanfragen bekommen, muss Telefonate führen, Verträge oder Angebote erstellen und und und. D.h. man steht natürlich einerseits unter Druck, da die Eltern ja am liebsten so schnell wie möglich die Bilder ihres Schatzes in den Händen halten möchten, jedoch möchte man seine Arbeit auch mit viel Liebe ausführen.

Nach der Bearbeitung mache ich dem Kunden eine tolle Fotomappe fertig (ja ich bastele sie zum größten Teil selbst) und vereinbare einen Übergabetermin, oder je nach Wohnlage und Entfernung verschicke ich das Ergebnis natürlich auch sehr gern. Oft kommt es natürlich auch dazu, dass noch mehr Bilder dazugekauft werden, dass Abzüge nachbestellt werden, oder sogar ein Album erstellt werden soll. Danksagungskarten, Wandbilder, Fotoboxen und vieles mehr, sind auch oft Nachbestellungen, die noch nach dem Shooting Arbeitszeit und viel Liebe erfordern. 

Mit den Eltern muss abschließend noch anhand einer Fotofreigabe geklärt werden, ob die Fotos für Werbezwecke zur Verfügung stehen, oder nicht. Zum Schluss wandern die fertig bearbeiteten Dateien wieder auf einem anderen Sicherheitsserver und z.T. auf der Homepage oder über einen Post bei Facebook oder Instagram. 

 

So, nun habt ihr einen ausführlichen Einblick in meine Arbeit als Neugeborenenfotografin bekommen und seht dieses Thema vielleicht ein wenig mit anderen Augen. Vielleicht erscheinen euch einige Textpassagen nun so, als wäre solch ein Termin eine furchtbar schwierige Angelegenheit. Nein, glaubt mir, das sollte nicht meine Absicht sein :-) Es ist zwar anspruchsvoll und diese Beispiele sind ja nicht die Regel - ABER es ist gleichzeitig eine ganz wunderschöne Arbeit, bei der man hinterher unglaubliche Dankbarkeit erfährt und immer wieder merkt, ja ich liebe diesen Job. Dieser Geruch von Babys, die Geräusche, die die kleinen Mäuse so von sich geben, der Zauber, der einfach in der Luft liegt, wenn ein Neugeborenes nun endlich da ist und seinen ersten Job als Fotomodel nun auch noch toll meistert, das Gefühl, wenn die Eltern gerade ganz happy sind und auch die Fotobearbeitung macht einfach riesen Spaß. Mal abgesehen vom Dekorieren eines Sets und dem Aussuchen von neuen Artikeln für meinen Kunden (hihihi) macht mich diese Arbeit einfach rundum happy. Schade ist eben nur, dass einige Kunden (Gott sei Dank sind es wenige), diese Arbeit nicht wirklich zu schätzen wissen. Vielleicht auch einfach, weil sie es nicht besser wissen und ganz andere Vorstellungen haben. Aus diesem Grund dachte ich mir, ich schildere euch mal einen kompletten Ablauf. Sicher fehlen hier noch einiges Details, aber im Groben läuft es so immer ab.  

 

Ich hoffe dieser Artikel hat euch gefallen.

 

Eure Miri

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